Viele sprechen gerne, ich zähle mich hier dazu, von einem Persönlichkeitsmerkmal. Streng genommen umfasst eine Persönlichkeit nach dem Verständnis in der Psychologie aber auch erlernte Anteile (die “Big Five” gelten hier international als universelles Standardmodell in der Persönlichkeitspsychologie). Jedoch gibt es auch hier kritische Stimmen, welche bezweifeln, dass dieses in der Lage ist, individuelle Persönlichkeiten adäquat zu beschreiben, da selbst hier tiefgreifende Erklärungswerte fehlen würden. Ihm zufolge existieren fünf Hauptdimensionen der Persönlichkeit und jeder Mensch lässt sich auf den 5 Skalen einordnen:
- Offenheit für Erfahrungen (Aufgeschlossenheit)
- Gewissenhaftigkeit (Perfektionismus)
- Extraversion (Geselligkeit; Extravertiertheit)
- Verträglichkeit (Rücksichtnahme, Kooperationsbereitschaft, Empathie)
- Neurotizismus (emotionale Labilität und Verletzlichkeit)
Hochsensibilität ein Wesenszug
Daher ist die Hochsensibilität wohl ein Wesenszug und definitiv keine Modeerscheinung. Aber nun mal den Kleinkram beiseite und zu den WIRKLICH wichtigen Dingen:
Hier der Impuls von einer, die schon zig Persönlichkeitstests durchgemacht und in einigen auch brauchbare Ansätze gefunden hat, jedoch nie 100% konform mit ging: Kein Test, keine Beschreibung kann, meiner Meinung nach, die wunderbare Komplexität und Vielfalt des Individuums abbilden. Da wir alle sind eine individuelle Mischung aus Genetik, Erworbenem, Erlerntem, Prägungen und sozialkulturell bedingten Faktoren. Daher sind solche Tests, zu dem ich auch den für Hochsensibilität zähle, zwar wunderbare Leitplanken, Unterstützer, Augenöffner und Fokuslenker, jedoch nie unumstößliche Wahrheiten und das einzigwahre Label, welches wir uns ungeprüft dauerhaft auf die Stirn kleben (lassen) sollten!
All die Schlagworte sind super um hilfreiches Lesematerial, Gruppen an Verbündeten, Selbstverständnis, sowie Unterstützung in diesem Bereich zu finden! Meiner Erfahrung nach ist es nach dem anfänglichen Befreiungsschlag, der mit diesem Label und der Erkenntnis “Moment mal, ich bin nicht alleine und das ist normal” einhergeht, jedoch auch hilfreich, dieses nach und nach loszulassen.
Ganz nach dem Motto: Integrieren, statt plakatieren.
Denn erst dann können wir die wahre Freiheit finden, die wir uns so sehr wünschen.
Licht- und Schattenseiten
Wie vieles im Leben im Zeichen der Dualität steht, so kann auch die Hochsensibilität sowohl Stärken als auch Herausforderungen mit sich bringen. Das Verständnis und die Akzeptanz dieses Persönlichkeitsmerkmals kann HSPs helfen, ihre besonderen Eigenschaften besser zu nutzen und mit den damit verbundenen Herausforderungen umzugehen.
Bewusstsein ist der erste Schritt. Für Viele ist die Erkenntnis der Hochsensibilität ein absoluter Befreiungsschlag! So viele Dinge im eigenen Leben ergeben rückblickend Sinn, Einzelerscheinungen bilden ein schlüssiges Gesamtbild und das bietet die Möglichkeit sich selbst in einem ganz neuen Licht kennenzulernen. Ein Perspektivwechsel der, je nach Person und Fokusausrichtung, natürlich individuell ausfällt.
Wenn es dir hilft, kannst du dieses Persönlichkeitsmerkmal erst mal neutral betrachten: es ist weder gut noch schlecht - es hält für dich ganz klar sowohl positiv empfindbare als auch negativ erlebbare Dinge bereit.
Wie so oft spielt hier die Selbstannahme, Selbstverständnis, Umgangsform damit, gezielte Einsatz- und Aufgabenbereiche, sowie Umgebungs- und Umfeld eine Rolle.
Denn Herausforderungen ergeben sich vor allen Dingen immer dann, wenn die Passung nicht harmoniert – stimmt sie hingegen, so können reizoffen Menschen Erstaunliches leisten und erleben.
Positive und wunderschöne Seiten
Positive und wunderschöne Seiten können z.B. das intensive Erleben und Berühren lassen durch Natur, Kunst, Geschmack oder Musik sein, die Fähigkeit kleinste Details wahrzunehmen und dank der Begeisterungsfähigkeit diese kleinen Dinge das eigene Leben in seiner wunderbaren Vielfalt bereichern zu lassen.
Auch Empathie und Mitgefühl sind wunderschöne Gaben, die, wenn man sie besitzt, die einem erlauben, tiefe Verbindungen zu Menschen einzugehen, andere, aber auch sich selbst zu fühlen und mit dieser Fähigkeit wesentlich reicher Beziehungen zu erleben (ob im Beruf oder privat). Viele Hochsensible ergreifen daher (unbewusst) einen Job des Mensch- oder Tier begleitet, da sie hier mit ihren Gaben wunderbar wirken können.
Aber auch Kreativität, eine gute Intuition und Anbindung, umfassendes Denken- und Erfassen von Informationen, dadurch generierten Weitblick, sowie die häufig gute Reflexionsfähigkeit und erhöhte Wahrnehmung können helfen, in manchen Bereichen ohne besonderen Kraftaufwand erfolgreich(er) durchs Leben zu gehen, aber auch die eigene Freizeit nuancenreicher zu gestalten.
Das Leben in dieser Tiefe erfahren zu KÖNNEN, ist eine Bereicherung auf vielen Ebenen und alles andere als selbstverständlich.
Herausfordernde Schattenseiten
Herausfordernde Schattenseiten können z.B. die schnelle Möglichkeit der Reizüberflutung und Überstimulation durch die Reizoffenheit sein - das Maß ist schneller voll, daher ist die Belastungsfähigkeit manchmal in der Realität eine andere als in der Wunschhoffnung. Diese Tatsache korreliert oft mit dem Streben nach (persönlicher) Weiterentwicklung, dem Wunsch nach nährenden engen sozialen Beziehungen / Unternehmungen, aber auch dem Streben nach Perfektion und der hohen Selbstkritik.
Zwischen Wunsch und Realität des eigenen Energiehaushaltes herrscht häufig eine große Diskrepanz.
Auch können häufigere Absagen von Treffen, Rückzug und Angespanntheit in sozialen Gefügen zu Isolation und Einsamkeit führen. Zudem kommt oft das Unverständnis der Umwelt hinzu, da sie das Erleben als HSP nicht greifen können, was auch manchmal zu Konflikten führt. Sowohl die große Reiz- als auch die emotionale Belastung (durch starke emotionale Reaktionen und große Empathie) können zu (emotionaler) Erschöpfung, einer erhöhten Verletzlichkeit, Frustration und zusätzlichem Stress führen. Hochsensible leiden häufiger an Erschöpfung, Burn-out, Depressionen und Overthinking.
Ich hoffe sehr, ich konnte dir mit diesen Worten ein wenig mehr Einblick in das weite Feld der Hochsensibilität geben. Er ist keinesfalls vollständig und viele Dinge sind nur angerissen worden, diese noch weiter hier auszuführen würde allerdings wirklich den Rahmen sprengen Ich mag meine Hochsensibilität und würde sie (mittlerweile) nicht mehr eintauschen wollen! Auch, wenn sie mich an anderer Stelle natürlich Nerven kostet – aber das tun andere Wesenszüge ebenso 😉
Erkenne DEINE wunderbare Einzigartigkeit und lerne sie (für dich) zu nutzen!
Wenn du dir bei der Hochsensibilität Unterstützung wünschst, melde dich gerne bei mir und wir schauen, wie ich dir diese bieten kann.
Ich freue mich auf dich! Michaela Göddenhoff
Die Autorin Michaela Göddenhoff
Ich bin eine Person mit eigenem hochsensiblem Erfahrungsschatz. Nach langjähriger Konzerntätigkeit habe ich 2017 den Mut und Entschluss gefasst, mich beruflich neu zu orientieren, sodass ich heute Begleitung von Mensch zu Mensch anbiete.
Die Basis meiner Arbeit ist die Gesprächspsychotherapie und Begleitung aus Ansätzen der Gestalttherapie.
- Vertrauen und Wertschätzung
- Individualität/Ressourcenorientierung
- Prozessorientierung
- Eigenverantwortung